allein
Lifestyle

A comfort zone is a beautiful place, but nothing ever grows there

Ich werde von einem Tag auf den anderen alleine im Zimmer sitzen gelassen. Enttäuschung, Traurigkeit, Wut und Angst vorm alleine sein machten sich in mir breit. Und als ob das nicht schon genug Gefühlschaos gewesen wäre, kam dann auch noch unglaubliches Heimweh zum Vorschein. Es war ein komisches Gefühl, wenn du dir vorher dein Zimmer noch geteilt hast, in Begleitung deiner besten Freundin warst und auf einmal bist du ganz auf dich alleine gestellt. Ich wurde sozusagen ins kalte Wasser gestoßen.

Ich war zuvor noch nie irgendwo alleine, ich gehe ja nicht einmal Zuhause alleine einkaufen. Weil ich es einfach hasse irgendetwas alleine zu machen, oder irgendwo alleine hinzugehen. Das war schon immer so. Ich bekomme teileweise regelrecht Panik wenn ich etwas alleine machen muss. Schweißausbrüche, Herzrasen und teilweise Schwindel sind dann mein Ersatz als Begleitung. Keine schöne wie man sich vorstellen kann und auf solch eine Art von Begleitung würde ich sehr gerne verzichten. Schlimm wird es, wenn ich unter viele Menschen muss. Ständig die Angst irgendwie aufzufallen, dass mir irgendetwas peinliches passiert und sich dadurch alle Blicke auf mich richten. Ich hasse nichts mehr als im Mittelpunkt zu stehen. Wohin soll ich schauen? Oh Gott ich spüre regelrecht wie sich mein Körper erhitzt und ich rot anlaufe wie eine überreife Tomate die man von weiten glänzen sieht. Und genau dann wird es erst recht peinlich. Und wenn ich dann alleine unterwegs bin, hoffe ich immer, ich sehe keinen den ich kenne, und hoffentlich spricht mich kein Mensch an. Ich gehe bei ein paar Gruppen vorbei und ein wenig später lachen sie. Lache sie über mich? Nichts wie weg hier …

Von Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit? Weit entfernt. Und wenn ich ehrlich bin, kotzt es mich an, in dieser Hinsicht so zu sein wie ich bin. Denn für was denn dieses ganze Theater. Ich muss endlich lernen erwachsen zu werden!

Nun war ich in einer Stadt mit 3,5 Millionen Menschen, ganz alleine. An den Gedanken alles stehen und liegen zu lassen kam ich jedoch nicht. Ich bin nicht der Mensch der aufgibt nur wenn es einmal schwierig oder ungemütlich wird.

Mir ging es zugegeben in den ersten fünf Tagen richtig beschissen. Ich hätte pausenlos weinen können  ohne einen Grund dafür zu haben. Ich fühlte mich so richtig alleine. Und dieses Gefühl hasse ich mehr als alles andere. Ich bin froh, dass ich zu dieser Zeit seelische Unterstützung von meinen Eltern und meinen Freunden hatte, die jeden Tag Stundenlang mit mir telefoniert und mir gut zugesprochen haben. Als ich eines Tages mit einer Arbeitskollegin gesprochen habe, sagte sie zu mir: „Denk doch einmal an dich und frage dich selbst einmal was du willst.“ Ja was will ich denn eigentlich wirklich? Ich denke immer zuerst an die anderen und jetzt ist die Zeit gekommen an die ich an mich denken muss. Ich bin lange wachgelegen und habe mir die Frage immer und immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Und dann bin ich zu dem Entschluss gekommen, Ich möchte etwas für die Zukunft lernen, möchte die Zeit in dieser Stadt voller Abenteuer genießen und möchte einfach LEBEN. Ich möchte das hier und jetzt genießen und mir das nicht von unnötigen Gefühlen wie Traurigkeit oder Angst zerstören lassen. Wer weiß, wann ich die Möglichkeit wieder bekomme und später möchte ich nicht an die Zeit zurück schauen und mir denken; hätte ich nur mehr daraus gemacht, sondern sagen können, ja ich hab’s gemacht und es war eine geile Zeit die mir immer in Erinnerung bleiben wird.

Ich hörte auf traurig zu sein, für was denn auch? Ich fing an mir eine „To-Do“ Liste zu schreiben und war mehr motiviert als jemals zuvor. Ich wollte so viel wie möglich sehen und erleben. Ich habe für jeden Tag etwas geplant und fing an, das alleine sein und die große Stadt in der mich kein Mensch kennt zu genießen. Ich bin spazieren gegangen, habe mir alles angesehen was ich unbedingt sehen wollte, bin einkaufen gegangen, essen gegangen, was trinken gegangen, und das alles ganz alleine. Ich bin richtig aufgeblüht und es hat mir Spaß gemacht. Wenn mir das jemand vor ein paar Monaten gesagt hätte, hätte ich ihn ausgelacht. Diese Zeit hat mich viel selbstbewusster und selbstständiger gemacht. Ich bin ehrlich gesagt stolz auf mich sebst, da ich mir das nie gedacht habe. Und es war die beste Entscheidung die ich je getroffen habe. Das ist ein wichtiger Abschnitt in meinem Leben, den ich einfach gebraucht habe.

Wenn ich so darüber nachdenke, erinnere ich mich am meine frühere Kindheit. Ich war schon als ich noch klein war die „stille Beobachterin“. Ich habe nie wirklich viel geredet und habe mich immer im Hintergrund gehalten. In dieser Zeit ist mir wieder aufgefallen, wie sehr ich es doch genieße für mich alleine zu sein. Bei einer Tasse Kaffee die Leute beobachten, die gehetzt zur Straßenbahn laufen. Menschen die planlos durch die Straße schlendern, fröhliche und gestresste Gesichter. Und ich sitze hier, mit einer Tasse Kaffee und weiß, wer ich wirklich bin.

„Travel not to find yourself, but to remember who you’ve been all along.“

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